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TUNESIEN. 335

Die Tier- und Pflanzenwelt entspricht im wesentlichen der
Algeriens (S. 178). Die Haupterzeugnisse des Landes sind die
Gerberlohe und Korkrinde der Kroumirie, die Frühgemüse aus der
Umgegend von Tunis, das Getreide aus dem Medjerdatal und aus
den auch durch Pferde- und Viehzucht wohlhabenden Talmulden des
Saharaatlas, Halfagras (S. 178), das Olivenöl aus dem Sahel und von
Sfax, die Datteln der Saharaoasen. An den Küsten ist neben dem
sehr ertragreichen Fischfang die Korallen- und Schwammfischerei
von Bedeutung. Der Bergbau umfaßt namentlich Zink, Bleierze
und Kupfer. In den drei Haupthäfen Tunis, Sfax und Sousse
wird eine rasche Verkehrssteigerung von der Ausbeute der riesigen
Phosphatlager bei Kalaât es-Senam, Kalaâ-Djerda, Metlaoui und
Aïn-Moularès erhofft.

Tunesien ist dank seinen zahlreichen phönizischen Pflanzstädten,
wie Utika, Kambe, Hadrumetum (Sousse), Leptis Minor und Kar-
thago
(S. 360), das älteste Kulturgebiet der Berberei. Doch be-
schränkte
sich unter den Karthagern, welche mit großem Scharf-
blick
die Bewässerungsmethoden Mesopotamiens nach Nordafrika
verpflanzt und besonders den Getreidebau und die Rebenkultur ge-
fördert
hatten, der wirtschaftliche Aufschwung auf das überwiegend
von Libyphöniziern, der berberisch-phönizischen Mischrasse, be-
wohnte
Küstenland und auf das Medjerdatal. Das benachbarte
Numidien hat erst Masinissa (201-149), der hervorragendste
Berberkönig des Altertums, der punischen Kultur erschlossen.

Die wichtigsten Ereignisse aus der Zeit der römischen Republik,
einer für die Entwicklung der neuen Provinz Africa wenig günstigen
Periode, sind der Krieg mit Masinissas Enkel Jugurtha (111-106)
und die Kämpfe zwischen den von Juba I. unterstützten Anhängern
des Pompejus und Cäsar, die nach der Schlacht bei Thapsus (S. 386)
die Einverleibung Numidiens als Provinz Africa Nova zur Folge
hatten. Die Kolonisation der mitteltunesischen und südalgerischen
Steppe, eine der glänzendsten Leistungen der römischen Welt-
herrschaft
(Schulten), das großartige Straßennetz, welches beson-
ders
seit den Tagen Hadrians die neue Hauptstadt Karthago u. a.
mit Tebessa, Hippo Regius (S. 324), Tripolitanien und selbst mit
der fernen Mauretania Tingitana (S. 97) verband, die zahllosen
Städtegründungen im Innern Tunesiens und Numidiens bezeugen den
erstaunlichen Aufschwung des Landes in den ersten Jahrhunderten
der römischen Kaiserzeit. Die Hauptursachen des Rückganges (seit
238) waren, neben zahllosen Berberaufständen und den Zwistigkeiten
zwischen den spätrömischen Soldatenkaisern, die heftigen Kämpfe
zwischen dem Heidentum und dem aufstrebenden Christentum, sowie,
nach dem Siege des letzteren, die kaum minder erbitterten Heiden-
verfolgungen
. Den Niedergang beschleunigten der furchtbare
Bauernkrieg der sog. Circumcellionen (IV. Jahrh.) und die Glaubens-
streitigkeiten
zwischen Katholiken und Donatisten (IV.-V. Jahrh.).